Es sollte die 2. Rumänientour werden, aber leider wurde daraus nichts – Grund dafür war, das mein Reisepartner und ich sehr verschiedene Ansichten hatten von Partnerschaft, Durchführung von Radreisen und vom Tagesablauf. Obwohl telefonisch und persönlich bei mir zu Hause viel besprochen wurde, zeigte sich unterwegs recht bald der Unterschied von „ Theorie und Praxis“.
01.05.09 153,8 Km Trechtinghausen am Rhein
Start war heute um 08.00 Uhr.
Nachdem ich morgens die letzten Ausrüstungsteile verstaut hatte und am Abend vorher noch einen neuen Reifen auf die BobYak-Felge gezogen hatte, ging es endlich los. Es war noch
recht frisch an diesem Morgen – es hatte mal gerade 12° plus. Trotzdem entschloss ich mich in „kurz“ zu starten, also kurze Hose und kurzes Hemd. Gegen Mittag wurde es dann Zeit sich einzucremen, da
die Sonne schlagartig raus kam. Bei Mahmut an der Kaffebude kurz hinter Bonn, die ich auch sonst bei meinen Tagestouren aufsuchte, trank ich noch einen Kaffee und dann ging es auch gleich weiter
Richtung Remagen. Das heutige Etappenziel sollte Trechtinghausen sein. Dies lag 150 Km von Köln entfernt, kurz vor Bingen. Bei Luigi in Spay, der dort ein kleines Hotel betreibt trank ich noch eine
Apfelschorle und aß eine Pizza.
Dann rief mich Peter mein „alter“ Liegeradkumpel an und teilte mir überraschend mit, er käme mir bis Trechtinghausen entgegen. Würde dort mit mir auf dem Camp übernachten und mich dann bis
zum nächsten Camp in Wörth am Main begleiten.
Das ungwohnte hohe Gepäck schlauchte schon recht stark. Ich war ca. 1 Std. vor Peter auf dem Camp. Als dieser dann eintraf und sein Zelt aufgebaut und allen anderen
Kram erledigt hatte, gönnten wir uns das eine und andere Weizenbier.
02.05.09 152,8 Km Wörth am Main
Wir hatten beide schlecht geschlafen, da es auf Camp recht laut war durch die beidseitige Zugstrecke. Auch die heutige Etappe wurde rund 150 km lang. Ich merkte meine Beine recht früh.
Auch meine neuen Radschuhe machten beschwerden. Da ich vorsichtshalber noch meine „alten“ Schuhe mitgenommen hatte, tauschte die Schuhe gegen Mittag aus. Obwohl die Etappe recht flach war, schlauchte
sie mich trotzdem. Der Körper muss sich wohl erst wieder an die Gepäcklast gewöhnen.
Ansonsten spielte auch heute das Wetter mit, es war ein recht sonniger Tag. Der Camp lag direkt am Ufer des Main. Es zog zwar ein starker Wind durchs Tal, aber bis 19.00 Uhr hielt die Wärme an,
danach wurde es dann schnell kühl. Peter legte sich gegen 20.00 Uhr ins Zelt und war kurz danach eingeknackt. Gegen 22.00 Uhr war es dann mit der Ruhe auf dem Camp vorbei. Ich hatte mich kaum in den
Schlafsack verkrochen, dröhnte sehr laute Rock-Musik los. Dieser Spuk dauerte so bis gegen 01.30 Uhr. Wie sich am nächsten Morgen herausstellte, kam die Musik von einer Burg in der Nähe, wo ein
Open-Air-Konzert stattfand.
Wir konnten den Campbetreiber noch davon überzeugen, dass er uns schon um 08.00 Uhr Frühstück servierte, das es sonst erst ab 10.00 Uhr gab. So brauchten wir uns an diesem Morgen nichts selber
zurecht machen.
03.05.08 145 Km Bettwar an der Tauber Wetter sonnig
Gegen 08.30 Uhr traf Gerhart mein Tourgefährte für den Rest der Reise am Camp ein. Nach kurzer Begrüßung ging es dann los.
Peter fuhr noch bis Stadtprozelten, kurz vor Wertheim mit und verließ uns dann um den Heimweg anzutreten. Leider hatte er keinen Urlaub bekommen, er wäre gerne noch ein – zwei Wochen
mitgefahren.
Bis dahin waren wir noch auf dem Main-Radweg unterwegs und dieser war sehr gut befahrbar und flach. Dieser Umstand änderte sich schlagartig auf dem Tauber-Radweg. Es war ein einziges auf und ab. Dies
schlauchte mich schon etwas. da ich ja die 2 Tage zuvor jeweils 150 Km/ Tag gefahren hatte. Eigentlich sollte es ja heute bis Tauberzell gehen, so ca. 133 Km, doch erstens kommt es anders und
zweitens als man denkt. Durch mehrmaliges verfahren auf dem „saumäßig“ ausgeschilderten Radweg und die Unkenntnis meines Reisepartners über dessen Verlauf, wurden es bis Tauberzell 140 Km. Das
war noch nicht der Höhepunkt des Tages, nein –es gab in Tauberzell überhaupt keinen Camp. Der nächste solle in 1o Km Entfernung liegen. Mittlerweile wurde meine Laune durch das viele verfahren
schlecht. Kurz darauf verlor ich auf der Straße meine Lesebrille, die wir auch nach intensiven Suchen nicht wiederfanden. Es wurde die 1. der 2 Ersatzbrillen zum Einsatz gebracht. Es war mittlerweile
schon nach 18.00 Uhr. Mein Magen hing in den Kniekehlen. Wir beschlossen ein kleines Hotel in dem Ort Bettwar aufzusuchen und buchten uns dort ein. Ich hatte 145 Km auf dem Tacho und Gerhart
war bei 171 Km gelandet, da er ja erst von Daheim zu uns auf dem Camp in Wörth fahren musste.
Immerhin hatten wir auch heute wieder gutes Wetter.
Morgen haben wir eine „Erholungsetappe vor uns – keine 100 Km. Ich hoffe das Wetter spielt mit und es kommen keine großen Anstiege.
04.05.09 Pappenheim 116,8 Km Zeit: 6.44 Schnitt: 17,33
Da wir heute ja nur 98 Km fahren sollten bis Pappenheim, starteten wir erst nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel um 08.30 Uhr. Es sollte wieder eine fürchterliches Suchen werden, bevor
wir in Rothenburg/Tauber den Start des Altmühltal-Radweges fanden.
Gleich nach der Hotelabfahrt ging es reichlich bergauf nach Rothenburg. Alsbald stellte sich heraus, dass der Name „Ausschilderung“ für den Altmühltal-Radweg der blanke Hohn war. Es war
hügelig, viel Naturweg und immer wieder Fragen an Leute die wir trafen: „Wo geht denn der Radweg lang?“.
Das Wetter meinte es aber wieder gut mit uns und auch der Wind kam aus der richtigen Richtung.
Nach 19 Km „Umweg“ gelangten wir dann endlich um 16.30 Uhr auf dem Camp in Pappenheim an. Er liegt sehr ruhig an der Altmühl.
Ich kann nur hoffen, dass der Rest des Radweges besser ausgeschildert ist.
05.05.09 Poikam 140,8 Km, Zeit: 7,35 Schnitt: 18,55 Wetter
Sonnig
Die gestrige Nacht hatte Minusgrade und bescherte uns Raureif auf Zelt und Rädern. Nachdem wir um 06.00 Uhr wach wurden und die Kälte spürten, beschlossen wir vor 07.00 Uhr nicht
aufzustehen. Gerhart schlief dann bis kurz nach 08.00 Uhr. Ich ließ ihn auch schlafen. Dadurch kamen wir aber erst um 09.45 Uhr los. Und statt der 130 Km wurden es 140 Km, derweil auch hier
einige Stücke schlecht ausgeschildert waren. Das Wetter kalt, aber trocken und immer noch hatten wir Rückenwind. Leider waren ca. ¾ der Strecke Naturradwege, die mich einiges an Kraft
kosteten. Hier auf dem Camp empfahl man uns eine 3- Sterne Frittenbude in ca. 400 m Entfernung. Da wir froh waren so spät nicht selbst noch kochen zu müssen, machten wir uns auf den Weg. Leider hatte
die Bude bei unserer dortigen Ankunft geschlossen. Also wieder zurück zum Zelt und selber Versorgen. Nachdem wir gerade mit dem essen fertig waren, fing es an zu regnen. Der erste Regen auf dieser
Tour. Hoffentlich regnet es sich aus und wir haben es morgen tagsüber trocken.
06.05.09 Straubing 63 Km Zeit 3.35
Schnitt 18,59 Wetter bedeckt
Es regnete bis heute Morgen gegen 09.00 Uhr. Wir packten unsere Sachen und kamen gegen 10.00 Uhr los. Das alte Zelt von Gerhart wusste mit dem vielen Regen nichts anzufangen und
beschloss, das Wasser durch den Zeltboden eindringen zu lassen. Er meinte, das wir in Zukunft bei Regenwetter in eine Pension gehen sollten. Da tat sich natürlich für mich die Frage auf: wozu
schleppe ich ein Zelt mit, wenn nicht auch für Regenwetter?
Weil wir so spät starteten, beschloss ich nicht wie vorgesehen nach Neßlbach der Donau folgend zu fahren, was ja 140 km bedeutet hätte. Ich plante mittels meines Laptop und Garminsoftware über Land- und Bundesstrassen nach Straubing zu fahren. So wurden es nur 63 Km bei gutem Rückenwind und trockenem Wetter. Unterwegs gab etwas Stress zwischen Gerhart und mir. Wir kamen in Straubing gegen 14.30 Uhr an und kurz darauf fing es an zu regnen. Der Betreiber des Camps in Straubing freute sich riesig mich wiederzusehen. So bekam ich gleich ein Ladekabel um mein Laptop und meine anderen Batterien aufzuladen. Heute Abend werde ich mit Georg (Campbetreiber) noch 1-2 Bier trinken. Mein mitgenommenes Solarladegerät konnte ich mangels Sonne unterwegs noch nicht nutzen, aber der Tag wird kommen.
07.05.09 Passau 98,7 Km 5.28 18,00 Wetter Sonnig
Kurz nach 08.00 Uhr kamen wir los. Das Zelt war nach dem letzten Nachtregen noch recht feucht als ich es einpackte.
Gerhart war wortkarg. Nach ungefähr 20 Km, sagte ich ihm, dass ich ihn nicht 6200 Km an meinem Hinterrad hängend durch Europa schleife und seinen „Schrittmacher“ mache. Er könne ja wohl auch mal
vorne fahren, oder mindestens neben mir, damit man sich unterhalten könne. Die Spannung zwischen uns hatte sich nicht gebessert. Gerhart meinte ich müsse ruhiger werden und mich nicht gleich über
alles aufregen und meckern sollte.
Dies Gemeckere war aus meiner Sicht verständlich, denn er hatte mir die beiden Radwanderwege wärmsten empfohlen und war dann ohne Kenntnis des genauen Verlaufes einfach drauflos gefahren. Dies
führte zu großen Irritationen bei Abbiegemanövern, weil er nicht wusste ob nun rechts oder links herum.
Er meinte nach einer Weile, es sei wohl besser sich zu trennen.
Nach 30 Km fahrt Richtung Passau, in Deggendorf an einer Ampel, gab er mir die Hand und sagte lakonisch:
„Hier trennen wir uns“.
Seitdem bin ich nun wieder Soloradler. Ich glaube dass jeder von uns beiden der Meinung war, im Recht gewesen zu sein.
Mal sehen wie es weitergeht. Ich hatte mich natürlich auf einen Reisepartner für diese große Tour eingestellt. Ich muss es erst mal sacken lassen.
Gegen Abend ließ ich mir die Sache durch den Kopf gehen und beschloss die Tour hier in Passau enden zu lassen.
Mal sehen, vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr. Noch ruft mich auch noch das Nordkap.
08.05.09 Passau 50 Km Wetter Sonnig
Um 07.00 Uhr fuhr ich vom Camp zum Bahnhof um mich zu erkundigen, wann ich mit meinem „Gespann“ nach Köln fahren könne. Ja, wenn ich nun schon alles dabei gehabt hätte,
könnte ich um 07.19 Uhr abfahren. Da meine komplette Ausrüstung aber noch auf dem Camp war, musste ich die Abreise auf den 09.05.09 verschieben.
Ich ließ mein Zelt bis 10.00 Uhr abtrocknen. Verpackte alles und fuhr noch so rund 25 Km Richtung Österreich und kehrte dann nach Passau zurück, ging in ein Hotel und fuhr am anderen Morgen zurück
nach Köln.
Es wurden also gesamt nur 920,9 Km
Ich möchte mich hiermit nochmals bei meinen Sponsoren bedanken. Alle mir zur Verfügung gestellten Ausrüstungsgegenstände haben super funktioniert, sei es das Zelt, das Solarladegerät oder all die anderen Gegenstände die mir die Reise erleichtert haben.